Wie unser Glauben entstanden ist

Im Jahr 15 v.Chr. eroberten die Römer unter Drusus und Tiberius unseren heutigen Lebensraum, der zuvor schon über Jahrhunderte von keltischen Stämmen besiedelt war. Unser heutiges Westallgäu wurde Teil der römischen Provinz Raetia und die wichtige Römerstrasse von Bregenz (Brigantium) über Kempten (Cambodunum) nach Augsburg (Augusta Vindelicorum) verlief nördlich vom heutigen Lindenberg durch das Gebiet der heutigen Orte Opfenbach, Heimenkirch, Röthenbach, Grünenbach und Maierhöfen, jetzt alles Orte unserer Kirchengemeinde.

Das Christentum konnte sich im Römerreich zunächst nur wenig ausbreiten. Die Christen wurden verfolgt. Die Anfang des 4. Jahrhunderts durch Konstantin I. eingeleitete Wende zur Favorisierung des Christentums als Religion hatte für unsere Region kaum Bedeutung, da hier in der Folgezeit das weströmische Reich weitgehend zerfiel und heidnische, germanische Völker (Alemannen, Sueben) während der Völkerwanderung in unsere Region eindrangen und danach ein Teil des neuen Frankenreichs wurden. Der christliche Glaube konnte in der östlichen Bodenseeregion erst durch die Missionstätigkeit der irischen Mönche Kolumban und Gallus um das Jahr 610 Fuß fassen. Mit der Kaiserkrönung Karls des Großen und der späteren Gründung des Heiligen Römischen Reichs erhielt das Christentum zunehmend Bedeutung und die Kirche gewann im Laufe des Mittelalters darüber hinaus an politischer Macht.

Das Gebiet unserer heutigen Kirchengemeinde wechselte im Mittelalter mehrfach seinen weltlichen Herrn. Im Spätmittelalter bis in die Reformationszeit gehörte es zur Grafschaft Montfort. Die Monforts verkauften ihr Land stückweise an das Haus Habsburg. Im Jahr 1523 schließlich war unser Gebiet nahezu vollständig habsburgisch; es gehörte nunmehr zu Österreich bzw. zu Vorarlberg. Lediglich die Orte Wohmbrechts und Maria-Thann der heutigen politischen Gemeinde Hergatz waren von diesen Herrschaftswechseln nicht betroffen, da sie als Umland zur Freien Reichsstadt Wangen gehörten und von dieser erst 1810 getrennt wurden.

In der Reformationszeit nahmen die meisten Reichsstädte an der großen kirchlichen Erneuerung teil und bekannten sich zum evangelischen Glauben, so in unserer schwäbischen Heimat Lindau, Ravensburg, Isny, Leutkirch, Memmingen und Kempten. Die Reichsstadt Wangen hingegen blieb römisch-katholisch. Im ländlichen Bereich richtete sich der Glauben der Untertanen nach dem Glauben des Landesherrn. Das Haus Habsburg blieb katholisch. Damit blieb der gesamte Landstrich, auf dem unsere heutige Kirchengemeinde liegt, zur Reformationszeit einheitlich katholisch. Zwar bekannten sich auch hier verschiedene, teils einflussreiche Familien zur Reformation (z.B. die Reichsritter von Laubenberg in Grünenbach, die Hinterofen in Muthen/Wohmbrechts usw.), doch sie konnten sich nicht gegen die große Kirchenpolitik im Land durchsetzen. Andersgläubige mussten das Land verlassen und in einem Land ihres Glaubens Zuflucht suchen. Eine größere religiöse Toleranz in Staat und Gesellschaft entwickelte sich erst in Zeiten der Aufklärung Ende des 18. Jahrhunderts.

Anfang des 19. Jahrhunderts gab es im Zuge der napoleonischen Kriege erhebliche territoriale Veränderungen, die in unserer Gegend bis heute erhalten blieben. Letztlich wurde das bisher österreichische Westallgäu dem neu geschaffenen Königreich Bayern zugeschlagen. Im Königreich Bayern waren auch zahlreiche ehemalige Herrschaftsbereiche und Reichsstädte evangelischen Glaubens integriert. Die neue bayerische Verfassung erlaubte ihren Bürgern freie Ansiedlung und Religionsausübung, so dass eine langsame Durchmischung der Konfessionen eintreten konnte. Infolge verschiedener Zuzugswellen kamen nun auch Menschen evangelischen Glaubens in unser bisher rein katholisches Gebiet.